Pressetext
ARTandVIELFALT: Sietland Bienale zu Biodiversität nimmt
Fahrt auf
Elbwürmer, Algen und Kamelmageninhalte: Viele Geschichten rund um die einzelnen Exponate
Eröffnung 11.8.11 um 19:00 Uhr | Dauer der Ausstellung bis 30.10.11
Offizielles Projekt in den UN-Dekaden für Biodiversität (2011-2020) und Bildung für Nachhaltige Entwicklung (2005-2014)
Offizielles Green Capital Projekt bei Hamburg, Umwelthauptstadt Europas 2011
Schirmherrin: Tatjana Gräfin Dönhoff
Kontakt Kurator Samuel J. Fleiner: 0179 7049445
Ihlienworth ist genau da, wo im Elbe-Weser-Dreieck das Herz schlägt: Zwischen Bad Bederkesa und Otterndorf. Niemand würde in dieser ländlichen Region im Hinterland von Cuxhaven eine Kunstausstellung mit überregionaler Bedeutung erwarten. Doch seit 2005 schaffen es die Sietländer mit viel ehrenamtlichem Engagement und einer noch größeren Herzlichkeit alle zwei Jahre namhafte Künstler aus der ganzen Welt dafür zu begeistern ihre Arbeiten und Positionen genau hier zu zeigen.
Was die Ausstellungen im Sietland auszeichnet ist eine thematisch klare Botschaft. Es geht um Umwelt, um Recycling und um Nachhaltigkeit. Nach einem Arte Povera und Recyclingkunstprojekt (2004-2005) waren die Themen Klimawandel (2007) und nachhaltige Entwicklung (2009) angesagt. Bei der aktuellen Ausstellung, der Name ARTandVIELFALT lässt es fast vermuten, geht es um Biodiversität, auf Deutsch also um »»» Artenvielfalt.
Konzeptkünstler und Kurator Samuel J. Fleiner konnte über 50 Künstlerinnen und Künstler aus 10 Ländern dafür begeistern mitzumachen. Ein Grund für den regen Zuspruch mag sein, dass die Vorgängerausstellungen von der UNESCO ausgezeichnet wurden und in der Folge an so spektakulären Ausstellungsorten wie der City Hall von San Francisco, dem Umweltbundesamt oder der Bundeskunsthalle zu sehen waren. Auch die Vereinten Nationen in Nairobi, das Europaparlament und die Organisatoren eines Festivals in Dubai holten sich die Kunstausstellungen aus dem Sietland in ihre Marmorpaläste. Die Nachhaltigkeitsausstellung Arte Sustenibile läuft derzeit übrigens noch in den Hallen des internationalen Softwarekonzerns SAP in Walldorf.
Dieses Jahr startet die neue UN-Dekade für Biodiversität. Künstlerisch geht es entsprechend bei ARTandVIELFALT um Materialien, Konzepte und Motive. Künstler produzieren Kunst aus exotischen Rohstoffen wie z.B. Süßwasseralgen (Sylvia Stölting) oder Maulbeerbaumpapier (Johann Soehl), schaffen Lebensräume für bedrohte Arten (Habitate von Adom Tetteh), lassen ihre Objekte von Insekten fressen (Zuckerbrust von Ruppe Koselleck), zeigen großformatig die Schönheit dessen, was zu verschwinden droht (Florale Skulpturen von Richard Fischer) oder thematisieren was letztendlich die Vielfalt der Arten bedroht: Gedankenlosigkeit und Raubbau an der Natur; aber: Fleiner ist kein Freund von Betroffenheitskultur. Er glaubt nicht an die Wirkung der mahnenden und erhobenen Zeigefinger. Vielmehr versucht er über Ästhetik und auch eine feine Prise Humor seine Besucher davon zu überzeugen, dass biologische Vielfalt ein gesellschaftlicher Wert an sich ist.
Bei einer der Installationen in der Ausstellung wurde Holz von über 100 verschiedenen Baumarten verarbeitet... Dafür gefällt wurde aber kein einziger, denn Recycling – eben auch von Holzabfällen - gehört nach wie vor bei Fleiners Konzepten mit dazu. Der Maler und Objektkünstler Mitsch Thomas z.B. ruft die Bevölkerung der Region dazu auf, einsame Socken zu spenden, die er zu einem großen „Elbwurm“ zusammensetzen möchte. Das Phänomen der einsamen Socken erweckt eine Vielzahl von Assoziationen und stellt einen Bezug zur Lebenswirklichkeit der Sietländer her, die sich dann – via Socke – ein Stückweit selbst in der Ausstellung wiederfinden. Thomas sieht seinen Elbwurm als noch unentdeckte Spezies, die er in der Tiefe der Elbe vermutet, die aber – offiziell noch unentdeckt - schon durch Vorgänge wie die geplante Elbvertiefung bedroht ist... Vielleicht gelingt dieser - bei der Ausstellung neu zu entdeckenden Art - dann das gleiche Kunststück wie dem Feldhamster, der es immer wieder schafft Flughafenerweiterungen und Straßenbauprojekte zu stoppen.
Fleiners eigener Beitrag zu ARTandVIELFALT ist ein Object Trouvee der besonderen ART: Der Inhalt eines Magens, der dazu geführt hat, dass sein Eigentümer - ein Wildkamel aus den Vereinigten Arabischen Emiraten - daran verhungert ist. Die Arbeit entstand mit freundlicher Unterstützung von Dr. Ulrich Wernery dem Chefveterinär seiner königlichen Hoheit Scheich Mohammed bin Rashid Al Maktoum und weltweit führender Experte für Produktion von Kamelmilch...
Das von den Mitgliedern des Freundeskreises in mühsamer Handarbeit frisch gereinigte ehemalige Recyclingwerk im ländlichen Ihlienworth wird anlässlich der Eröffnung nun auch offiziell von der Samtgemeinde Hadeln in RE-ART Halle benannt. Taufpatin wird die Schirmherrin Tatjana Gräfin Dönhoff.
Künstlerliste, weitere Informationen und Programm der Eröffnung www.art-meets.de
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